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Die ARD-Hörspieltage 2023 im ZKM-Karlsruhe finden vom 10. bis 12. November statt.

Mehr dazu unter:

www.swr.de/swr2/hoerspiel/ard-hoerspieltage/index.html

Prometheus

Autor(en): Franz Fühmann
Auch unter dem Titel: Das Reich der Titanen (1. Teil)
Die Geburt des Zeus (2. Teil)
Die Entscheidung des Prometheus (3. Teil)
Die Titanenschlacht (4. Teil)
Die Götter errichten ihr Reich (5. Teil)
Hephaistos (6. Teil)
Die Götter rüsten auf (7. Teil)
Die Geburt der Athene (8. Teil)
Zeus straft (9. Teil)
König Zeus (10. Teil)
Der Schreck erzeugt Missgeburten (11. Teil)
Gaias Abschied (12. Teil)
Hermes (13. Teil)
Atlas wird Stein (14. Teil)
Die Menschenwesen (15. Teil)
Produktion: MDR 2002, 450 Min. (Stereo) - Bearbeitung Literatur
Regie: Hans Gerd Krogmann
Bearbeitung: Hans Gerd Krogmann
Komponist(en): Michael Riessler
Inhaltsangabe: 1: Das Reich der Titanen
Vor vielen, vielen Jahren, als es noch keine Menschen gab und die Blumen ungesehen im Dickicht verblühten, herrschten über Weltall, Land und Meer sieben gewaltige Fürsten, die sich selbst Titanen nannten. Bis einer der unsterblichen Riesen, Kronos, das eisige Einerlei unterbricht, alle Herrschaft an sich reißt und seine Mitregenten und ihre Kinder in die dämmrigen Grottenpaläste der Milchstraße verweist. Der junge Prometheus, Sohn eines Titanenpaars, stiehlt sich jedoch viel lieber zur Erde hinunter, wo ihm Gaia, die Urmutter aller Geschöpfe, die Augen öffnet für die Schönheit alles Lebendigen freilich auch für den Tod. Selbst zu den gefürchteten Hundertarmigen nimmt sie ihn mit, die Kronos, wie mit seinem Gürtel gefesselt, in der finstersten Tiefe des Erdballs gefangenhält. Nach diesem Verstoß gegen sein Verbot verbannt Kronos sogar seine eigene Mutter Gaia aus der Himmelsburg. Dafür muß er erfahren, daß auch er einst durch seine eigenen Kinder gestürzt werden wird. Und Prometheus, der heimlich zuhört, sieht, wenn er die Augen schließt, bewaffnete Jünglinge und junge Frauen aus dem offenen Mund des Herrschers springen und mit starren roten Blitzen auf ihn eindringen. Wo aber wäre dann sein eigener Platz in diesem entsetzlichen Kampf?

2: Die Geburt des Zeus
Mit Donnerschlägen ruft Kronos die Titanen in der Himmelsburg zusammen. Nur Rhea, seine eigene Frau, muß mit Gewalt herbeigeschafft werden: sie hat gerade ein Kind geboren. Da stopft sich Kronos vor aller Augen seinen Erstgeborenen in den Rachen und schlingt ihn hinab so wie er die folgenden vier Kinder verschlingt. Bis Rhea statt ihres sechsten Kindes Kronos einen von Kopf bis Fuß in Goldblätter gewickelten Stein reicht. Und Hades, Hera, Poseidon, Hestia und Demeter, die fünf eingeschlossenen Geschwister, tun nach Kräften so, als wäre ihr Bruder Zeus bei ihnen angelangt, während Rhea den geretteten Knaben bei Erdmutter Gaia verbirgt. Trotzdem hätte Kronos, als er mit dem Sonnenwagen vorüberkam, im kretischen Wald um ein Haar den Säugling entdeckt. Erst Prometheus, der vorgibt, im Spiel mit den Ziegenkindern selber geplärrt zu haben, gelingt es, seinen Argwohn zu vertreiben. Sogar als er schwören muß, das Titanenkind "weder auf der Erde, noch im Wasser, noch in den Wolken" gesehen zu haben, wagt er den heiligen Eid hatte er den Knaben doch vorausblickend in einer Schaukel ins Geäst eines Baumes gehängt. Und noch etwas ist neu für ihn, ebenso neu wie sein beherztes Eingreifen eben, ein neues Gefühl: das Glück.

3: Die Entscheidung des Prometheus
Gänzlich erloschen ist Kronos Argwohn jedoch nicht. In einen Bären verwandelt, sucht er die Erde ab und hätte den schlafenden Zeus tatsächlich entdeckt, wäre nicht Gaia vom Geschrei der in dem Bären aneinandergepressten Geschwister geweckt worden. So kann sie das Kind gerade noch in eine Schlange verwandeln eine Schlange, die den Bären in die Flucht schlägt. Jetzt erfährt Zeus von Gaia seine ganze Geschichte. Doch wie könnte es ihm gelingen, seine Geschwister zu befreien? Zwar hat ihm Prometheus schon einmal geholfen. Doch seitdem ist es dem Titanensohn verboten, die Erde auch nur zu betreten, sonst drohen tausende Jahre im ewigen Eis. Prometheus fürchtet sich vor der Langeweile, doch die Sehnsucht nach der grünen Insel wird übermächtig. Schon im Anflug, verlässt Prometheus der Mut. Klappernd liegt er am Strand, klappernd vor Kälte und klappernd vor Angst. Kronos macht sich mit dem Sonnenwagen auf den Weg, gleich wird er ihn entdecken. Während Prometheus dem Wunder des erwachenden Tages zusieht, begreift er, warum ihm seine Gabe, in die Zukunft zu sehen, diesmal nichts hilft: Er selbst muß sich entscheiden. Und so wagt er es, dem Verbot offen zuwider zu handeln, mag auch Kronos Gericht halten über ihn.

4: Die Titanenschlacht
Kaum auf der Erde, springt Prometheus ein sonderbarer Feind in den Nacken. Sie ringen miteinander, bis beide gleichermaßen erschöpft zu Boden sinken, zwei Titanensöhne: Prometheus und Zeus. Von Kronos mit grausamen Strafen bedroht, verbünden sie sich zum Kampf gegen den Herrscher und für die neue Ordnung der "Götter". Gaia stattet sie dafür aus, indem sie Zeus die Gabe der Verwandlung vermacht; außerdem eine Pflanze, die Brechreiz herbeiführt, und eine andre, deren scharfes Blatt sogar das Granitgewand des Kronos durchdringen kann. Als es Prometheus mit vermeintlicher Unterwerfung gelingt, Kronos zu verleiten, von dem vergifteten Nektar zu trinken, wird wahr, was er einst vor sich gesehen: die Söhne und Töchter springen aus ihres Vaters Mund und greifen zu den Waffen, die Zeus bereithält. Zehn Jahre lang kämpfen die Götter mit den Titanen in zerdampfender Luft und auf einstürzenden Planeten, als es Kronos gelingt, Zeus niederzuwerfen. Da zerreißt Prometheus den Gürtel des Kronos und kettet die Hundertarmigen los. Während sie ihre furchtbare Rache an Kronos in Anspruch nimmt, gelingt es Zeus, die drei Ungeheuer mit dem Gürtel aus purer Schwere wieder zusammenzubinden. Die Götter haben gesiegt, doch Zeus sieht nur einen Sieger: sich.

5: Die Götter errichten ihr Reich
Alle sieben sind sie Abkömmlinge der gestürzten Titanen, Zeus und seine fünf Geschwister, die sich jetzt Götter nennen, und Prometheus. Sie sitzen auf dem Olymp und beraten über ihr Reich. Hades, der Älteste, beansprucht nichts weiter als die Unterwelt, und Prometheus geleitet ihn dorthin. Als er nach oben zurückkehrt, sind sich die Götter über die Verteilung der Ämter bereits einig geworden: Poseidon herrscht über die Meere und Fluten, Demeter über das Sprießen und Blühen der Pflanzen, Hestia über die Wohnstätte der Götter. Zeus hat sich zum Oberhaupt der Götter wählen und ewigen Gehorsam schwören lassen, und Hera soll ihm als Ehefrau diese schwere Bürde tragen helfen. Und über noch etwas ist man sich einig geworden: daß Prometheus nicht an der Herrschaft beteiligt werden soll. Das alles erfüllt den "ersten Gehilfen" des Zeus, wie er jetzt genannt wird, mit bösen Ahnungen, doch er möchte ohnehin lieber Gaia besuchen und sich unter den Geschöpfen der Erde tummeln. So sieht er auch nicht, wie Zeus im Übermut seiner Kraft die Titanentochter Metis zuerst vergewaltigt und dann verschlingt. Nur sein schmerzender Kopf stört Zeus Zufriedenheit noch: es ist die unsterbliche Metis, in einer Höhle des Schädels zwischen Schläfe und Stirn.

6: Hephaistos
Nicht lange, und vom Schein gemeinsamer Ratsversammlungen bleibt nicht mehr viel übrig. Hades kommt nie, Poseidon und Demeter kommen nur ungern auf den Olymp; ohnehin hätten sie nur Zeus beizupflichten, der sich mit den Atlas-Söhnen Kratos und Bia zwei ergebene Kreaturen geschaffen hat. Auch Prometheus lässt sich lieber in die Weiten des Weltraums schicken, als die Selbstherrlichkeit des Zeus mit ansehen zu müssen. Nur wenn Hera Zeus wieder eins jener schnell heranwachsenden Kinder schenkt, ist er zur Stelle: den unverträglichen Blutsäufer Ares, die häusliche Hebe, das schöne Zwillingspaar Artemis und Apollon. Doch mit der weißhäutigen Aphrodite, die Apollon eines Tages am Strand der Insel Zypern findet, wird der Familienfrieden nachhaltig gestört. Hera hasst die Nebenbuhlerin und wird doch gezwungen, sie zu dulden. Und dann ist auch noch ihr nächstes Kind, Hephaistos, so mickrig und krumm, daß Zeus den Balg in hohem Bogen vom Olymp schleudert. Nach drei Tagen schlägt er auf der Insel Lemnos auf, mit zerschmetterten Knochen. Doch Gaia, nur noch so groß wie ein Rabe, nimmt sich des Krüppelchens an, lehrt ihn, seinen erfinderischen Verstand zu gebrauchen, die Zähmung des Feuers, die Kraft der Erze und die Schmiedekunst.

7: Die Götter rüsten auf
Doppelt von Zeus gekränkt, durch die erzwungene Duldung der spreizbeinigen Aphrodite und ihre Verspottung angesichts des verwachsenen Hephaistos, sinnt Hera auf Rache. Indem sie Zeus, den der Kopfschmerz halb wahnsinnig macht, ob seiner Willkür und Hemmungslosigkeit als schlicht nicht mehr zurechnungsfähig anschwärzt, und dem Zweitältesten zugleich als seinem würdigen Nachfolger schmeichelt, versucht sie, Poseidon auf ihre Seite zu ziehen. Doch der Meergott lässt sich bitten und hält sich bedeckt, als Hades bei den beiden erscheint. Zum ersten Mal hat er sein Dämmerreich verlassen, um sich gleichfalls über Zeus zu beklagen, der die Ruhe der Unterwelt missachte, die Titaninnen im Schlaf überfalle und damit den Keim des Aufruhrs säe. Sogar Kore, seine eigene Frau, habe sich nur mit knapper Not vor Zeus Zudringlichkeit retten können. Gerade gelingt es Hera, die Treuebedenken der beiden Brüder zu zerstreuen und sie auf den Kampf einzuschwören, als Rhea, ihrer aller Mutter, erscheint. In der unbeaufsichtigten Unterwelt scharen sich die Titanen um Atlas, der sich heimlich mit seinen Söhnen Kratos und Bia bespricht. Doch der Lärm, den sie bald darauf hören, stammt nicht von den heraufstapfenden Hundertarmigen. Es ist Zeus, der so heult.

8: Die Geburt der Athene
Während Atlas seine Söhne Kratos und Bia anstiftet, Prometheus das Geheimnis jener Kraft zu entreißen, die den Kerker des Kronos mit unsichtbaren Strängen verschlossen hält, sind auch Hera und Poseidon auf der Suche nach ihrem vielleicht wichtigsten Verbündeten. Doch auch Zeus versucht, ihn mit markerschütterndem Brüllen herbeizurufen, droht ihm doch sein Kopf auseinanderzubrechen. Als Prometheus versteht, daß es die Tochter der Metis ist, die in Zeus Schädel heranwächst, ruft er Hephaistos herbei. Zum ersten Mal erscheint er in der versammelten Familie, in der Hand eine eiserne Axt. Wohl wittert der Herrscher jetzt den Verrat der Götter, doch fehlt ihm die Kraft, sie zu strafen, ja er gelobt sogar Besserung, wie es Prometheus verlangt. Da saust die Axt nieder, doch nicht, um ihn entzweizuhacken, wie die Verschwörer hofften. Durch den schmalen Spalt springt ein Mädchen, Athene. Während sie selbstbewusst die Götter begrüßt, lässt sich der erlöste Zeus von Hephaistos noch einmal die Axt vorführen, eine interessante Waffe. Vielleicht kann ihm sein wiedergefundenes, so kunstfertiges Söhnchen sogar noch viel mächtigere Waffen schaffen? Dann bekäme er zum Lohn die schönste Frau der Welt, dann bekäme er Aphrodite zur Frau.

9: Zeus straft
Zeus ist selber erstaunt, wie sich das Blatt gewendet hat: die Verschwörung ist gescheitert, er ist von seinem Kopfschmerz geheilt, er hat eine Tochter und einen Sohn hinzugewonnen. Und noch etwas hat er gewonnen: das blinkende Beil in seiner Hand. Nachdem er ihnen befohlen hat, einer den anderen zusammenzuschlagen, haben die doppelt gedemütigten Brüder Kratos und Bia nicht bloß die Umtriebe ihres Vaters Atlas, sondern auch Heras mühsam gestrickten Komplott aufgedeckt. Damit nicht genug, erscheint Hephaistos oben in der Burg; diesmal, um das versprochene Rüstzeug abzuliefern und seine Braut heimzuholen, Aphrodite. Zuerst kann Zeus seine Enttäuschung kaum verhehlen: ein grauer Stab und ein Kegel mit haarfeiner Spitze das soll eine Waffe sein? Doch dann fügt Hephaistos beides zusammen, und heraus fährt der Blitz! Als sich die Götter, vom Donner aufgeschreckt, um ihn versammeln, hält Zeus im Hochgefühl seiner Allmacht Gericht. Triumphierend spielt er mit seinen Blitzen: einen jagt er in den Boden und löst ein Erdbeben aus, mit einem andern setzt er die afrikanische Küste in Brand. Und als Hera, einen Felsblock an den Füßen, zu ewiger Abschreckung an eine Felsnadel gehängt wird, rührt keines der Geschwister eine Hand.

10: König Zeus
Im Rausch seiner Machtfülle genießt Zeus die vollkommene Unterwerfung der Götter. Sie wagen es nicht, ihrer Schwester Hera beizustehen, sie wagen es nicht, sich um die brennenden Wälder Afrikas zu kümmern. Auf einem "Thron" will er jetzt sitzen, nicht bloß auf einem "Sitz" wie die anderen. Wie gefallen ihm die alten Wörter, die Hephaistos bei Gaia aufgeschnappt hat! Sein Essen soll "Speise" heißen und sein Kopf "Haupt", und wenn die anderen Nektar "trinken", dann will er ihn zumindest "schlürfen". Und auch "Zeus", sein Name, genügt jetzt nicht mehr, "König" will er heißen, "König Zeus". Als sich die Götter endlich wieder zu den ihnen zugewiesen Aufgaben zurückziehen dürfen, löst Zeus sein Versprechen ein und gibt dem hinkenden Schmied die entsetzte Aphrodite zur Frau schließlich will er noch einiges gebaut haben, zum Beispiel einen Helm, am besten einen mit sieben Zacken. Und Athene und Apollon verlangen ein goldenes Fell, und auch Aphrodite, wenn sie schon gute Miene zum bösen Spiel machen soll... Es wird schwer für Hephaistos, allen gut Freund, und dann auch noch ehrlich zu sein. Zeus aber blickt über die Welt, das brennende Afrika, die flehende Hera, und vermeint zu spüren, wovon Prometheus einst sprach: das Glück.

11: Der Schreck erzeugt Missgeburten
Auf dem Weg zum Mond, um dort für seinen Freund Hephaistos einen Stoff zu suchen, hart wie Eisen, strahlend wie Gold und durchsichtig wie Wasser, hat Prometheus von Zeus neuer Selbstherrlichkeit nichts mitbekommen, als ihn das mörderische Feuer in Afrika zur Nilmündung ruft. Entsetzt sieht er, wie das rettende Wasser von Tieren überquillt und dem Wahnsinn der Todesangst; sieht das grüne Afrika zur Wüste leergeglüht. Doch kaum ist es ihm gemeinsam mit Poseidon, mit Artemis und Demeter endlich gelungen, dem Unheil notdürftig Einhalt zu gebieten, muss er sich die Schuld an der Katastrophe zuschieben lassen: Seinem Hephaistos habe Zeus schließlich den Blitz zu verdanken! Prometheus schlägt die Hände vor's Gesicht, auch wenn er Zeus zur Rede stellen, die Gerechtigkeit einfordern will, die der vom Kopfschmerz Zermarterte gerade noch gelobt hat. Doch nur bitterer Hohn schlägt ihm entgegen. Poseidon stürmt in die schäumenden Fluten davon; Artemis, bevor sie geht, verbietet ihm hasserfüllt, je wieder den Wald zu betreten. Selbst Demeter verlässt ihn, entschlossen, dem Olymp für immer den Rücken zu kehren und sich fortan, den Saaten gleich, in der Erde zu bergen. So bleibt nur er übrig, Prometheus, um Zeus entgegen zu treten, er allein.

12: Gaias Abschied
Die Erde dröhnt, als Zeus erscheint, Kratos und Bia im Gefolge, und enttäuscht nach dem gebratenen Fleisch Ausschau hält, dessen Duft seine königliche Nase gekitzelt hat. Fast verschlägt es Prometheus ob dieser ungeheuerlichen Blindheit die Sprache, und als Zeus auch ihm den todbringenden Blitz vorführt, kann er ihm nur noch an die Kehle springen. Doch schnell haben ihn Kratos und Bia überwältigt. Trotzdem wagt er es, statt zu lügen, zu flehen, Zeus an ihre gemeinsamen Träume von einst zu erinnern. Zeus Entgegnung allerdings überrascht ihn. Da jeder nur seine eigenen Ziele verfolge, will Zeus, auf die Macht und den Blitz gegründet, über alle und alles eine, seine Ordnung errichten. Ja, er nimmt Prometheus die Fesseln ab und bietet ihm, bei strikter Abgrenzung und Nichteinmischung, dauerhaften Frieden. Frei, doch von allen verlassen, liegt Prometheus am Boden, da meldet sich, klein wie ein Mohnkörnchen, noch einmal und zum letzten Mal Gaia, das Mütterchen Erde, zu Wort. Halb in Rätseln beschwört sie die Ururzeiten herauf, die Schöpfung, das Dunkel, das Licht, die Vermengung der Elemente... Und morgens beim Aufstehn erblickt Prometheus im getrockneten Schlamm die eigene Gestalt und das eigene Gesicht.

13. Hermes
Gebannt starrt Prometheus auf den Abdruck, den er im Schlamm hinterlassen hat, einen Prometheus im Lehm. Und plötzlich versteht er Gaias Geraune aus der vorigen Nacht und macht sich mit Feuereifer daran, sich aus dem erdigen Gemenge einen Gefährten zu erschaffen. Doch wenn ihm sein Ebenbild auch täuschend ähnlich gerät Leben rührt sich in ihm keins. Er trägt es in die Sonne zum Trocknen, er formt ihm eine Gefährtin seine Geschöpfe bleiben starr und stumm. Da stößt jemand zu ihm, ein Knirps, der durch die Wüste geschlurft kommt ein pfiffiges, ein bisschen gelangweiltes, ein bisschen neunmalkluges Kind namens Hermes, von Zeus bei seinen Streifzügen durch die Unterwelt mit einer der Atlastöchter gezeugt und über alle Geschichten auf dem Olymp und sonst wo in der Welt bestens im Bilde. Auch warum es schief gegangen ist mit den Lehmklößen, kann er Prometheus verraten: das vierte Element hat gefehlt, die Luft. Im genau richtigen Moment muss er den Atem in die Geschöpfe hineinblasen, und zwar am besten den eines männlichen und eines weiblichen Wesens zugleich. Und eines sterblichen dazu wenn Prometheus sie denn unbedingt sterblich haben will. Ja, unter einer gewissen Bedingung ist Hermes sogar bereit, ihm zu helfen.


14: Atlas wird Stein
Nicht einmal, was weit weg auf dem Olymp geschieht, entgeht dem scharfen Auge des Hermes: Hephaistos setzt Zeus nämlich gerade jenen siebenzackigen Helm auf, den er "Krone" nennt. Doch das ist, Zeus sieht es mit Missfallen, nicht sein einziges Geschenk, für jeden hat er etwas mitgebracht: nicht bloß goldene Gewänder und Helme, sondern auch einen Speer, einen Dreizack, Bogen und Pfeile, Sandalen oder einen Gürtel. Jetzt soll er, als Krone für das Erdenrund, eine riesige Königsburg aus Gold und Edelsteinen errichten. Dafür werden alle Götter, mögen sie auch maulen und sich zu drücken versuchen, zu Hilfsdiensten verpflichtet. Hermes, aus sicherem Abstand, beobachtet mit Vergnügen, wie sie ächzend Quader auftürmen, schwitzend Schindeln auflegen. Gerade da kommen Kratos und Bia und karren ihren gefesselten Vater Atlas vor den Thron. Und Zeus, im Namen der ewigen Ordnung, richtet den stolzen Abtrünnigen: fern im Westen Afrikas hebt er den Himmel an und legt ihn dem Titanen auf die Schulter, auf daß er ihn trage wie ein Stein unter Steinen. Als Zeus zurückkehrt, ist sogar die Burg errichtet, nur Apollon wirkt immer noch bedrückt. Etwas fehle ihnen doch noch meint er, etwas, das er nicht benennen kann, etwas "Anderes".

15: Die Menschenwesen
Ein weibliches, sterbliches Wesen, um seinen Atem dem Lehm einzuhauchen da ist Prometheus nur die Ziege Amalthea drüben im kretischen Wald eingefallen. Die neunundzwanzigste Amalthea ist es nun schon, aber sie willigt ein, mitzukommen. Noch einmal formen Prometheus und Hermes aus dem Lehm einen Mann und eine Frau. Und als Prometheus und Amalthea diesmal aus vollen Lungen in die Nasenlöcher pusten, beginnen sie tatsächlich zu atmen! Sie blinzeln! Sie leben! Und sind doch vor Angst fast schon wieder dem Tode nahe; Amalthea kann nicht glauben, daß sie es lange machen werden.
Doch auch sonst wäre alle Mühe beinahe vergebens gewesen, dann lässt sich Hermes, der endlich zum Olymp will, ein letztes Mal erweichen, und trägt selbst eins der Wesen nach Kreta hinüber, bevor er sich davonmacht. Und dann sehen sie, Prometheus und Amalthea, bereit, sie zu säugen, und die Ziegenkinder, die, hoffentlich vorsichtig!, mit ihnen spielen werden, dann sehen sie sie schlafend auf dem Moosbett liegen, die "Schlammklopse", die "Pampebatzen", diese wunderbaren "Määhntschen"; und Prometheus kann nicht anders, er muss an sie glauben. Nur der Name klingt vielleicht doch zu arg, der muss ein bißchen abgemildert werden.
Mitwirkende:
1. Schlange / Hera Ulrike Grote
2. Schlange / Aphrodite / Wacholderdrossel Joanne Gläsel
1. Zebra / Phoibe Elke Domhardt
2. Zebra / Artemis / Okeanosmädchen Rotraut Rieger
1. Ziegenkind Julia Maria Köhler
2. Ziegenkind / Metis Conny Wolter
Adler / Bia / Kratos Joachim Kaps
Amalthea Regine Lamster
Apollon / Häher Götz Schulte
Ares / Flußpferd Hilmar Eichhorn
Athene Dagmar Sitte
Atlas Reinhart Firchow
Bussard / Krokodil / Poseidon Peter Rühring
Demeter / Eselin / Okeanosmädchen Susann Thiede
Epimetheus Christian Koerner
Erzählerin Rosemarie Fendel
Gaia Tatja Seibt
Hades / Löwe Bernt Hahn
Hebe Anja Bilabel
Hephaistos Wolf Aniol
Hermes Mark Oliver Bögel
Hestia / Klappergrasmücke Ulrike Krumbiegel
Kronos Klaus Barner
Prometheus Werner Wölbern
Rhea Katja Teichmann
Zeus Christian Berkel
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